Die Weintrauben sind reif, es ist Zeit für die Weinlese!

Früher galt die Weinlese als ein Festtag, denn die Ernte der schön herangereiften Weintrauben, die Ernte der ganzjährigen Arbeit sozusagen, war ein großes Ereignis. Die Weinlese war nicht bloß eine landwirtschaftliche Arbeit, sondern auch aus sozialer Sicht ein großes Ereignis, bei dem sich die ganze Verwandtschaft und die Menschen aus dem Dorf ansammelten, um an der ganztägigen Arbeit teilzunehmen.    

Die Männer bereiteten schon tagelang zuvor das Nötigste zur Weinlese: sie reinigten die Fässer und die Bütten, bereiteten die Tarp-Abdeckungen, die Tragebütten und die Kübel vor. Die Hausfrauen backten und kochten für den großen Tag, an dem die sog. Pogatschen, der Schnaps, der Gulasch und das Wein auf keinen Fall fehlen dürften.

Laut Tradition ernteten die Frauen die Weintrauben, die Männer hingegen sammelten die Trauben in ihren Tragebütten, wobei sie die ganze Zeit sangen, Spaß hatten und Lärm machten. Jeder Büttenträger hielt einen frisch abgeschnittenen Zweig in seiner Hand, in den sie bei jeder gefüllten Bütte eine Rille schnitzten. Die geernteten Weintrauben wurden zum Weinkeller gebracht, wo der Prozess der Verarbeitung der Früchte begann: schleifen, trampeln, pressen usw. Den Abschluss der Weinlese verkündete der Beginn des Gesanges, mit dem die Feier fortgesetzt wurde. 

Es erhielt sich ein alter, schöner Brauch, laut dem die Büttenträger dem Hausherren, wenn es ihm gelang, sich ihren Respekt zu erringen, eine Krone aus Weintrauben anfertigten.