Gedenktag der heiligen Lucia

Der 13. Dezember ist der Gedenktag der heiligen Lucia von Syrakus. Lucia wurde um 283-304 nach Christus geboren und lebte in der sizilianischen Stadt Syrakus zu Zeiten der Christenverfolgung. Zahlreiche Legenden erzählen von ihrem Leben. Eine davon besagt, dass Lucia sich schon als Kind geschworen hat, nie zu heiraten. Ihren Auserwählten wies sie zurück, worauf er sie aus Rache als Christin denunziert hat. Für ihren Glauben erlitt Lucia somit den Märtyrertod.    

Der Name Lucia stammt aus dem lateinischen lux „Licht“. Vor der gregorianischen Kalenderreform war dies der kürzeste Tag des Jahres und gleichzeitig auch der erste Tag der Wintersonnenwende. „Der Tag der Lucia mache die Tage kürzer.“ Demzufolge wurde dieser Tag mit zahleichen Wahrsagungen, Aberglauben und Arbeitsverbot verbunden. Im ungarischen Volksglauben hat die heilige Lucia einen Doppelcharakter. Zum einen ist sie mit der heiligen Lucia von Syrakus verbunden, zum anderen hingegen mit einer hexenartigen Frauengestalt, die die Menschen anhext. Die letztere ist eine geisterhafte Figur, die an diesem Tag Menschen und Tieren Schaden zufügen kann.

Am Gedenktag der heiligen Lucia musste man sich vor den Hexen schützen, um nicht verhext zu werden. Um Hexen identifizieren zu können, hat man den sog. „lucaszék“, zu Deutsch Lucia-Stuhl hergestellt. Dieser wurde in der Zeit vom Gedenktag der heiligen Lucia bis Weihnachten erstellt. So entstand auch das Sprichwort „Es wird so lange gebaut wie der Lucia-Stuhl“. Es war exakt festgelegt, aus wie vielen Bauteilen der Lucia-Stuhl angefertigt werden musste und auch musste man dazu bestimmte Holzarten verwenden. Nägel waren bei der Herstellung verboten, nur Keile dürfte man verwenden, die aus Buchenholz geschnitzt wurden. Der Hersteller des Lucia-Stuhls brachte den Stuhl zur Christmette, trat auf den Stuhl und konnte darauf die anwesenden Hexen identifizieren. Danach musste der Lucia-Stuhl umgehend verbrannt werden.

Mit dem Gedenktag der heiligen Lucia waren auch Hochzeitsprophezeiungen verbunden. Männernamen wurden auf Zettel aufgeschrieben und diese wurden in Knödel eingearbeitet. Man glaubte nämlich, dass der Knödel, der beim Kochen zuerst oben auf dem Wasser schwimmt, den Namen des zukünftigen Mannes verbirgt.

Eine der mit dem Gedenktag der heiligen Lucia verbundener Wettervorhersagen besagte, dass man Weizenkörner in die Nähe des Herdes säen sollte und wenn diese bis Weihnachten ergrünen, dann ist im kommenden Jahr eine gute Ernte zu erwarten. Eine weitere Wetterprophezeiung war das sog. Zwiebel-Kalendarium. Bei diesem musste man einer Zwiebel 12 Schalenschichten entfernen und jede der Schale entsprach einem Monat des Jahres. Jede Schicht wurde darauf mit Salz eingestreut und diejenige, die Wasser verlor, stand für den Monat, der viel Regen versprach.     

Die Mehrheit der Wahrsagungen rundum den Gedenktag der heiligen Lucia ist aber mit der Fruchtbarkeit der Hühner verbunden. Von dieser Tradition gibt es zahlreiche Versionen, die sich von Region zu Region unterscheiden. Eine davon ist das sog. „kotyolás“ am Gedenktag der heiligen Lucia, eine Art Prozession, bei der Kinder von Haus zu Haus gingen und Zauberlieder sangen, die die Fruchtbarkeit steigern sollten. Somit wünschten sie den Hausbewohnern alles Gute im kommenden Jahr. Überall war es verboten, zu nähen oder anzuspinnen, weil man dachte, dass damit die Kloake des Huhnes zusammengenäht werden könnte und das Huhn danach keine Eier mehr legen könnte. Es wurde auch verboten, zu waschen und Brot zu backen. Keinesfalls wurde erlaubt, jemandem etwas zu verleihen, denn man glaubte, dass auf diese Weise das Haus vom Glück verlassen werde.

Quellen:

  • Tátrai Zsuzsanna: Jeles napok, ünnepi szokások. Planétás Kiadó, Budapest, 1997.
  • Halász Albert: Jeles napok, népi ünnepek a Muravidéken. Studio Artis Kiadó. Lendva, 1999.